Kuba Anfang der 1960er: Die Batista-Diktatur ist gestürzt, die Revolution Fidel Castros und “Che” Guevaras in vollem Gange, als Reinaldo Arenas (Javier Bardem), gerade mal 19 Jahre und begeistert von den neuen Ideen und Idolen, nach Havanna kommt. Er schreibt sich an der Universität von Havanna ein und entdeckt in dieser aufregenden Stadt eine pulsierende homosexuelle Subkultur. Gleichzeitig bringt ihm sein offensichtliches Talent erste schriftstellerische Erfolge ein: mit 20 Jahren veröffentlicht er seinen ersten Roman. Als homosexueller Künstler, der sich der Revolution anschließt, wird er jedoch bald zum Opfer eines zunehmend strengeren und paranoideren Regimes. Wachsender Druck, die Drohung mit Arbeitslager und Folter bedrängen Arenas Hoffnung auf ein freies Leben. Ein Fluchtversuch scheitert, er landet im Gefängnis. 1980, als Castro mit dem Erlass des “Mariel Harbour Boatlift” Kriminellen die Emigration gestattet, gelingt es Arenas, unter falschem Namen das Land zu verlassen. Doch auch im New Yorker Exil, verarmt und staatenlos, bleibt seine Begeisterung fürs Schreiben und sein Hunger nach Leben ungebrochen.
HandlungKindheit und JugendReinaldo Arenas (Javier Bardem) wächst im Kuba der 1940er Jahre als Sohn seiner alleinerziehenden Mutter (Olatz Lopez Garmendia) auf, die seinen Vater verließ, da dieser sich lieber pädophilen Neigungen hingab, als sich seiner keuschen Frau zu widmen. Der junge Frau blieb nichts anderes übrig, als mit dem drei Monate alten Baby zu den Eltern zurückzukehren. Die kubanische Provinz ist der Ort, an dem Reinaldo aufwächst und sein Gespür für Poesie entwickelt. Hier ist es, wo er als Fünfjähriger zum ersten Mal nackte Männer beim Baden anziehend findet, wo er poetische Slogans in die Baumstämme ritzt und dafür vom Großvater bestraft wird. Reinaldos scjöne Mutter, die er über alles liebt, schiebt die Schuld des Vaters auf den kleinen Sohn – doch Reinaldo entwickelt sich zu seinen Talenten hin.
Als Teenager flieht der Junge, der mittlerweile in einer Kleinstadt wohnt, und schließt sich den Rebellen um Fidel Castro an. Doch bald schon wendet er sich von den Männern ab, die eben noch Rebellen war und nun einen Staat totalitär regieren wollen, in dem keine Dissidenten mehr geduldet werden. Reinaldo weiß schon lange, dass er schwul ist. Doch als Homosexueller gilt man im Kuba der 1960er Jahre als “Konterrevolutionärer”. Sex ist die Waffe, mit dem sich das künstlerische Milieu um Arenas gegen das Regime wehrt. Doch es dauert nicht lange, bis die Staatsgewalt mit Schlagstöcken eintrifft und jeden inhaftiert, der anders denkt. Über zwei Kubaner, die in Frankreich leben, kann Reinaldo seinen zweiten Roman außer Landes schmuggeln und ihn dort veröffentlichen.
RepressionenReinaldo, der an der Uni Agrarwissenschaften studiert, hat eines Tages die Möglichkeit, an einem Literaturwettbewerb teilzunehmen, den er zwar nicht gewinnt, mit dem er aber wohlwollende Financiers findet, die seinen ersten Roman verlegen. Zum zweiten Roman kommt es schon nicht mehr: Die Zustände in Havana werde immer restriktiver und schwule Schriftsteller, die sich nicht auf den Kurs von Castro einlenken lassen, geraten ins Abseits. Reinaldo lernt Pepe (Andrea Di Stefano) kennen und beginnt mit diesem eine Affäre. Auch Lazaro (Olivier Martinez) geht eine Liebesbeziehung mit ihm ein, auch wenn er sich aus unerklärlichen Gründen wieder von ihm abwendet. Doch als die Polizei eines Tages den schwulen Reinaldo mit dessen schwulen Freunden bei einem Lagerfeuer überrascht, endet die Schikane in einer Sexorgie.
Dennoch wird Reinaldo eines Tages festgenommen. Im Schwimmbad hatten ihm und Pepe zwei Jungs die Schwimmflossen gestohlen, die er nun zurückhaben möchte. Doch da die Jungs behaupten, Reinaldo hätte sich ihnen unsittlich genähert, wird er inhaftiert. Er kann zwar aus dem Gefängnis fliehen, wird aber Wochen später wieder gefasst und muss nun erleben, was jeder Dissident in Kuba mitmacht: Folter, Schikane, Demütigungen. Der Lieutnant (Johnny Depp) lässt Reinaldo erst frei, nachdem er sich schriftlich von seinem Gedankengut distanziert und Freunde verleumdet hat.
Exil
Kurze Zeit später ist er im Untergrund Havanas, wo Freunde einen Heißluftballon bauen, mit dem sie nach Florida fliegen möchten. Doch Pepe, der anscheinend ein Spitzel der Regierung war und dessentwegen Reinaldo im Gefängnis landete, stiehlt den Ballon. Pech für ihn – denn er stürzt ab und stirbt. Schon kurze Zeit später verfügt Castro, dass alle Dissidenten, die der Revolution nicht dienlich sind, ins Ausland gehen dürfen. Lazaro und Reinaldo gelangen so nach New York und leben im Exil. Reinaldo wird jedoch nicht glücklich. Stets bleibt er Außenseiter, er lebt in ärmlichen Verhältnissen und erkrankt letzten Endes auch noch an Aids. Es ist der unberechenbare Lazaro, der Reinaldo bis ans Ende seiner Tage pflegt, bis sich der hochgelobte Schriftsteller durch Tabletten tötet.
AuszeichnungenBefore Night Falls wurde auf den Filmfestspielen in Venedig mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet, ebenso wie Javier Bardem dort lobend erwähnt wurde. Bardem gewann zusätzlich den Independent Spirit Award, den Freedom of Expression Award des National Board of Review, den NSFC Award des National Society of Film Critics Awards, den Premio ACE und den SEFCA Award der Southeastern Film Critics Association. Er war außerdem für den Oscar 2001 nominiert worden, verlor das Rennen jedoch gegen Russell Crowe in Gladiator.
Weiterführende InformationenWeitere Informationen im InternetRezension von André Götz in der FilmzentraleRuhende Rastlosigkeit, Rezension von Frank Brenner auf schnitt.deZusammenstellung von Links auf filmz.deWeitere Rezension auf filmszene.deKuba, die andere Seite, Rezension auf artechock.deThe Sexual Politics of Reinaldo Arenas,Fact, Fiction and the Real Record of the Cuban Revolution, Essay zum Film (engl.)
Quellen
Jetzt herunterladen!