Mindestens 60.000 Jahre lang koexistierten Neandertaler und moderne Menschen im Nahen Osten und später in Europa. Neueste DNA-Analysen deuten darauf hin, dass es dennoch nur selten zu einer Vermischung zwischen beiden Populationen kam: Nur etwa ein bis vier Prozent der Gene der heutigen Europäer lassen sich auf den Neandertaler zurückführen. Aber gab es vielleicht noch andere Arten, die zu den Vorfahren des modernen Menschen gezählt werden müssen? Bislang galt dieser Gedanke als abwegig – doch eine Entdeckung im sibirischen Altai-Gebirge könnte diese anerkannte Lehrmeinung ins Wanken bringen: In einer Höhle, in der sowohl Neandertaler als auch Homo sapiens vor Jahrtausenden Zuflucht fanden, entdeckten Paläontologen Fingerknochen und Zähne eines Wesens, dass sich keiner der beiden Arten zuordnen lässt. Genanalysen der Russischen Akademie der Wissenschaften und des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie belegen, dass es zu einer bislang unbekannten Unterart des Menschen gehört. Wie dieser Sensationsfund in das komplexe Puzzle der Menschwerdung passt, ist bislang völlig unklar. Müssen die Theorien über die Entwicklung unserer Vorfahren schon bald umgeschrieben werden?