Ein kurzer Blick auf die Literatur- und Filmgeschichte macht klar: Vampire gehen immer. Ob nun Bram Stokers Dracula, Anne Rices Lestat oder jüngst Stephenie Meyers Edward – charismatische Blutsauger genießen oft das Privileg, ihren Durst in Bestsellern oder auf den Leinwänden zu stillen. Kein Wunder also, das auch Dokumentarfilmer in regelmäßigen Abständen zu Kreuz und Knoblauch greifen, um in alten Gruften nach Vampiren zu suchen. Das ZDF beteiligt sich und gräbt für “Terra X” buchstäblich die Dokumentation “Die Vampirprinzessin” aus, die im vergangenen Jahr bereits bei ARTE lief. Es ist die seltsame Anordnung der Knochen, die den Archäologen Rätsel aufgibt: Die Überreste der drei männlichen Skelette, die sie im tschechischen Krumau ausgruben, wurden mit Steinen beschwert. Den Kopf des einen Toten fand man zwischen dessen Beinen, mit einem Stein in der Mundhöhle. Ein Vampirgrab, schlussfolgert Medienwissenschaftler und Hobby-Vampirologe Rainer Köppl, der wegen des Fundes aus Wien anreiste. Und weil er einmal da war, nahm er sich gleich die Zeit, sich näher mit Eleonore von Schwarzenberg zu beschäftigen, die im 19. Jahrhundert im örtlichen Schloss lebte. Wenn ein Hobby-Vampirologe sich näher mit einer Adligen beschäftigt, die unter ihrem Namen noch nicht mal einen eigenen Wikipedia-Eintrag hat, kann es eigentlich nur einen Grund haben: die Theorie, es mit einem Vampir zu tun zu haben. Oder jemandem, der dafür gehalten wurde. Stück für Stück rekonstruieren die Filmemacher Klaus T. Steindl und Andreas Sulzer das Leben der “Vampirprinzessin” anhand von düsteren Spielszenen mit sehr bleich aussehenden Protagonisten. Sie stellen dem Zuschauer eine Frau vor, die Wölfinnen hielt, aus Fruchtbarkeitsgründen deren Milch trank und in späteren Jahren vor allem durch ihr ausgezehrtes Aussehen und ihre hohen Ausgaben für Medikamente auffiel. Sehr krank sei sie gewesen, lässt sich Köppl von einem Gerichtsmediziner erklären, der anhand des 135 Jahre alten Obduktionsberichtes Krebs diagnostiziert. Glaubten die Ärzte an eine Vampirkrankheit? War die sofort vorgenommene Obduktion in Wirklichkeit eine Vampirexekution, die sie zur Sicherheit durchführten? Und warum wurde Eleonore in einem einfachen Grab beigesetzt, genauso wie sie es in ihrem Testament verfügte? Es sind sinnlose Fragen wie diese, die die enttäuschende “Terra X”-Folge auf das gleiche informative Niveau stellen, das der Zuschauer sonst bei “Galileo Mystery” suchen würde.
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