Günter Wallraff deckt auf: So behandelt GLS seine Fahrer(2012)
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Der boomende Onlinehandel sorgte in den vergangenen Jahren für enormes Wachstum in der Transportbranche. Früher bekam der Endverbraucher allenfalls ein paar Weihnachtspäckchen mit der Post. Kurierdienste oder private Paketdienst bedienten hauptsächlich Firmenkunden. Heute bestellen Verbraucher immer öfter online und bekommen die Ware vom Paketboten an die Haustür geliefert. Das Attribut versandkostenfrei gilt als schlagendes Wettbewerbsargument.
Doch den Preis dafür zahlen oft die 250.000 bis 300.000 Beschäftigten im Paketauslieferungsgewerbe. Viele arbeiten unter sittenwidrigen Bedingungen: Berichte der Betroffenen und wissenschaftliche Studien gehen von Regelarbeitszeiten zwischen 12 – 15 Stunden täglich aus, denen ein erheblicher Prozentsatz unterworfen ist. Bei einem Monatslohn zwischen 1.200 und 1.500 Euro netto ergeben sich damit Stundenlöhne für diese Paketauslieferer von unter 5 Euro.
Günter Wallraff war eine Zeit lang solch ein unterbezahlter, aber überarbeiteter Paketfahrer für die Firma GLS: Morgens um 5 Uhr begann sein Tag mit dem Sortieren und Einladen der Sendungen, abends endete er selten vor 19 Uhr.
Uns liegen interne Unterlagen vor, die beweisen, dass eine Arbeitszeit von 12 Stunden täglich für Paketfahrer von Seiten des Konzerns GLS kalkuliert ist. Zwischen zwei Diensten sind die gesetzlich vorgeschriebenen 11 Stunden Ruhezeit oft nicht möglich. Auch Pausen sind häufig nicht zu schaffen. All dies verstößt gegen das deutsche Arbeitszeitgesetz.
Günter Wallraff gewann das Vertrauen der Fahrer und erfuhr, wie an diesen Arbeitsbedingungen Familien zerbrechen. Er traf junge Männer, die sich nur noch mit Medikamenten über den Tag retten und die genötigt werden, Pausen einzutragen, wo keine möglich sind und Arbeitszeiten so zu schönen, dass Verstöße nicht auffallen.
Um sich nicht verantworten zu müssen, schalten manche Konzerne – so auch GLS –Subunternehmer zwischen, die offiziell als Arbeitgeber der Fahrer agieren, meist selbst auch fahren und häufig ausschließlich für einen Konzern arbeiten.