Hart, härter Hartz - Fünf Jahre Leben mit der Reform(2012)
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18 Prozent weniger Langzeitarbeitslose nach fünf Jahren Hartz IV - für die Bundesanstalt für Arbeit ist das eine Erfolgsstory. Die Empfänger von Hartz IV empfinden das anders: "Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben", sagen die, die davon betroffen sind. Hartmut Schlüter zum Beispiel hat in fünf Jahren fünf Fallmanager verschlissen und kaum einen Tag gearbeitet. Entnervt reicht ihn irgendwann jeder an einen Kollegen weiter. Im "Zentrum für Arbeit" im ostfriesischen Leer gehört er zur untersten Kunden-Kategorie. Das sind die, die nicht wollen. Ihr Stempel: IR - "integrationsresistent". Den Ein-Euro-Job im Schlosspark, den Hartmut Schlüter eigentlich machen soll, boykottiert er seit sieben Monaten: Er lässt sich immer wieder krankschreiben. Andere dagegen arbeiten wieder - und brauchen trotzdem noch Hartz IV. Oft reicht der Lohn selbst bei einem Vollzeitjob nicht mehr zum Leben. Die Zahl der so genannten Aufstocker steigt. Auch Josef Siegel aus Höchst im Odenwald geht es so: Im Januar beantragte er Hartz IV. "Ich habe geweint, als mir klar wurde, dass es nicht mehr anders geht", bekennt der 59-Jährige. "Ich wollte auf keinen Fall abhängig werden vom Staat." In guten Jahren verdiente der frühere Vertriebsleiter 100.000 D-Mark und mehr. Vor zehn Jahren dann brach die Branche ein, in der er gearbeitet hatte, und er mit ihr. "Seitdem fummele ich mich so durch", sagt er. Taxi fahren, Zeitungen austragen, gelegentlich kleine Buchhaltungsaufträge. Hartz IV empfindet Josef Siegel nicht als Rettung in der Not, sondern Hartz IV steht für ihn fürs Scheitern.
Seit das Gesetz 2005 in Kraft getreten ist, begleitet die Reportage "Hart, härter, Hartz!" Arbeitslose und Fallmanager, wie die Betreuer vom Arbeitsamt seitdem heißen, durch ihren Alltag. Eine Fünf-Jahres-Bilanz.