Abends ausgehen oder rumhängen, das kennt Tracy nicht. Eigentlich arbeitet sie immer, denn die 22-Jährige ist eine derjenigen, die nur schlecht bezahlte Tätigkeiten finden und deshalb mehrere davon kombinieren, um über die Runden zu kommen. Anja Kretschmer und Angelika Brötzmann begleiten sie und andere Multijobber in ihrem Alltag mit bis zu vier Jobs und null Freizeit.
Tracy ist 22, blond, blauäugig und bei ihrem sonnigen Lächeln blitzt das Piercing zwischen den Vorderzähnen auf. Auf 400 Euro-Basis arbeitet sie als Sprechstundenhilfe in einer Tierarzt-Praxis. Anschließend arbeitet sie für einen Fastfood-Konzern und abends verkauft sie, wann immer es möglich ist, in der Waldbühne Erdbeerbowle. Sie arbeite sehr gern, versichert sie munter - und erzählt kurz darauf, dass sie seit längerem wegen einer stressbedingten Krankheit in Behandlung ist.
Die oft auch von den Arbeitsagenturen vermittelten Minijobs im Groß- und Einzelhandel, in Gastronomie und Hotels, im Gesundheits- und Sozialwesen waren eigentlich nur als Nebenerwerb gedacht. Doch die Zahl derer, die zu den "working poor" gehören und mit mehreren dieser Jobs versuchen über die Runden zu kommen, wächst.